Mittwoch, Jan 05

Interview mit Andrea Hermesmeier

Frau Hermesmeier, im kommenden Jahr geht es richtig los mit den Arbeiten für das Großprojekt Schlossberghöfe. Mit welchem Gefühl blicken Sie auf den Baustart?

Mit großer Freude! Nach vielen Jahren der Planung und Vorbereitung können wir endlich starten und die Schlossberghöfe in die Tat umsetzen.

Was werden Passanten hinter dem im Januar errichteten Bauzaun zu sehen bekommen?

Der Bauzaun für den ersten Bauabschnitt wird rund um den Rathausparkplatz errichtet. Dahinter  entsteht – neben der Bibliothek – als erstes das neue Technische Rathaus, in dem es auch einen zentralen Infopunkt „Bauen“ für die Bürger und Bürgerinnen geben wird. Außerdem sind in dem Gebäude eine Kita, Einzelhandel, Gastronomie und ein Kulturraum untergebracht. Darunter befindet sich eine Tiefgarage.

Was sind die ersten großen Maßnahmen, die in den kommenden Monaten und Jahren anstehen?

Nach der Einrichtung der Baustelle und Probebohrungen wird der Erdaushub  für das neue Technische Rathaus durchgeführt. Im Anschluss werden die Tiefgarage und das neue Gebäude gebaut.

Wo sehen Sie für Pforzheim das größte Potenzial in dem Projekt Schlossberghöfe?

Es ist unübersehbar, dass sich die Funktion und das Aussehen unserer Innenstädte – insbesondere durch geänderte Einkaufsgewohnheiten – ändern und dies weiterhin tun  werden. Dies ist kein spezielles Pforzheimer Phänomen, sondern deutschlandweit zu beobachten. Es gilt daher, unsere  Innenstadt möglichst so attraktiv zu gestalten, dass sich Menschen dort wohlfühlen und die City noch mehr oder wieder als Aufenthalts- und Lebensort für sich entdecken. Der Einzelhandel wird immer ein wichtiger Baustein der Innenstädte bleiben, doch auch andere Nutzungen müssen hinzukommen. Hier setzt das Projekt Schlossberghöfe an: Es bietet einen bunten Nutzungsmix: Einzelhandel, Verwaltung, Kitas, Kultur, Gastronomie und vor allem auch dringend benötigten Wohnraum. Immerhin entstehen allein in den vier Gebäuden unseres Investors Ten Brinke ca. 140 neue Wohnungen, davon ungefähr ein Fünftel als geförderter Wohnraum. Und das alles in attraktiver Architektur und neu gestalteten Freiflächen, die eine deutliche städtebauliche Aufwertung des doch sehr in die Jahre gekommenen östlichen Teils der Fußgängerzone mit sich bringen.

Und was wird die größte Herausforderung sein?

Bis alle vier geplanten Gebäude gebaut sind, werden voraussichtlich 5 Jahre vergehen. Und Bauen bedeutet nun mal Lärm, Dreck, verkehrliche Einschränkungen. Das lässt sich nicht schönreden, auch wenn der Investor und die Stadt alles dafür tun werden, die Belastungen möglichst gering zu halten. Die nächsten Jahre werden trotzdem eine Herausforderung für die Stadtgemeinschaft, vor allem natürlich für die Nachbarn, die Alfons-Kern-Schule und die Beschäftigten in den Rathäusern. Ich bitte für die Beeinträchtigungen schon jetzt um Verständnis!

Der Pforzheimer bruddelt ja gerne, bei dem Projekt gab es in den vergangenen Jahren auch Gegenwind. Wie wollen Sie die Akzeptanz des Projekts steigern?

Dass es bei einem Projekt dieser Größenordnung mitten im Herzen der Stadt unterschiedliche und kritische Auffassungen gibt, ist doch vollkommen selbstverständlich. Wichtig ist es, dabei im Dialog zu bleiben. Ein Problem war sicherlich, dass das Wettbewerbsverfahren, mit dem der Investor gesucht wurde, aus rechtlichen Gründen nichtöffentlich stattfinden musste und die Stadtgemeinschaft deshalb nicht gut mitgenommen werden konnte. Wir möchten daher die Akzeptanz durch möglichst umfassende und klare Informationen  steigern. Neben Informationsflyern und persönlichen Besuchen bei den Anwohnern wird es zum Beispiel in der Östlichen 11 auch ein kleines Infobüro und –schaufenster geben. Wir hoffen, dieses noch im Februar in Betrieb nehmen zu können.

Auf welche Erfahrungen aus Ihrer Zeit beim Großprojekt Stuttgart 21 können Sie hierbei zurückgreifen?

Nach meiner Beobachtung war und ist es auch bei Stuttgart 21 wichtig, die Öffentlichkeit umfassend und proaktiv zu informieren. Die Stadt Stuttgart hat zum Beispiel gemeinsam mit Land, Bahn und dem Verband Region Stuttgart einen hochinteressanten Infoturm direkt am Stuttgarter Hauptbahnhof errichtet. Außerdem gibt es laufend Baustellenführungen und jährlich einen Tag der offenen Baustelle. All dies kann ich Interessierten übrigens nur empfehlen.

Wie können Bürger den Baufortschritt künftig verfolgen und sich darüber informieren?

Neben „Gucklöchern“ im Bauzaun, dem schon erwähnten Infobüro und den Informationsflyern wird derzeit eine Website erstellt, auf der wichtigsten Informationen rund um die Schlossberghöfe gebündelt werden. Die Seite wird voraussichtlich ab Ende Januar unter www.sbh-pforzheim.de freigeschaltet. Zudem werden die Bürgerinnen und Bürger auch regelmäßig über die städtischen Social Media Kanäle (Facebook, Instagram, Twitter, Youtube) über die Baufortschritte informiert.

Wird es ähnliche Aktionen und Veranstaltungen geben wie beim Umbau der Fußgängerzone?

Ja, auch solche Veranstaltungen sind bereits in Planung. Eigentlich wollten wir schon den ersten Spatenstich als Fest für die Bürgerinnen und Bürger gestalten. Leider hat uns Corona hier einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass der Spatenstich nur im kleinen Rahmen stattfinden kann. Aber wir hoffen, das Fest für die Stadtgemeinschaft im Sommer nachholen zu können. Außerdem planen wir zu bestimmten Anlässen, etwa den verkaufsoffenen Sonntagen, Baustellenführungen oder auch eine Kinderbaustelle.

Wird es durch die anstehenden Maßnahmen zu Beeinträchtigungen kommen?

Wie schon gesagt bringt jede Baustelle Lärm, Schmutz und verkehrliche Einschränkungen mit sich, zumal wenn sie sich mitten in der Innenstadt befindet. Der Rathausparkplatz und die dortige Einfahrt an der Deimlingstraße stehen ab dem 10. Januar nicht mehr zur Verfügung. Die Nutzer der Tiefgarage werden deshalb gebeten, die Ein- bzw. Ausfahrten an der Zerrennerstraße zu benutzen. Einzelne Spuren der Deimlingstraße müssen gesperrt werden, die derzeitige Planung sieht aber vor, dass die Straße während der Baumaßnahmen in beide Richtungen befahrbar bleibt.

Wann soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein? Wie und wo geht es danach weiter?

Nach der jetzigen Planung soll der erste Bauabschnitt Ende 2023 abgeschlossen sein. Das neue Verwaltungsgebäude wird dann an die Stadt übergeben. Danach wird das bisherige Technische Rathaus abgerissen  und mit der Errichtung des zweiten Gebäudes begonnen. In diesem entstehen vor allem Einzelhandel sflächen und Wohnungen. Auch der Abriss des gegenüberliegenden Gebäudekomplexes in der Östlichen und der Bau der dort vorgesehenen zwei Bauten sollen dann zeitnah erfolgen. Anschließend werden die Freiflächen, vor allem die Fußgängerzone gestaltet und die Deimlingstraße neu ausgebaut. Nach dem heutigen Zeitplan wird dies alles bis etwa Mitte 2027 dauern. Danach folgt die Bebauung und Gestaltung des angrenzenden Schlossbergareals.

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